Rasierseife: Der fast vergessene Ursprung der Nassrasur

4 Minuten | Thomas | Letztes Update: 13. Januar 2020

Rasierseife findet man in der heutigen Zeit leider kaum noch in deutschen Badezimmern. Nur noch Liebhaber machen sich die Arbeit, tagtäglich ihren Rasierschaum selbst aufzuschäumen. Heute möchte ich Dich mit auf eine Reise in die Vergangenheit nehmen und Dir die fast vergessene Rasierseife etwas näher bringen. 

Was ist Rasierseife überhaupt?

Rasierseife stammt aus einer Zeit, in der man Rasiergel und Rasierschaum noch nicht fertig gemischt im Supermarkt kaufen konnte. Aus einer Zeit, in der sich vor allem der Adel um Dinge wie die tägliche Rasur geschert hat, während die Bauern auf den Feldern einen Vollbart trugen. Oder aber, sich auf eine deutlich grobschlächtigere Art und Weise rasiert haben – ganz ohne Schaum und Seife.

Anfang des 19. Jahrhunderts begann man endlich, Rasierseife für die breite Masse herzustellen. Während die Anwendung heute als relativ kompliziert gilt, war man damals froh, sie überhaupt zu haben. Durch das Aufkommen von fertigem Rasierschaum ist die Seife im Laufe der Jahrzehnte allerdings fast vollständig von der Bildfläche verschwunden.

Bis vor Kurzem. Vollbärte, das neuerliche Aufkommen von Barbieren und die Rückkehr zum Ursprung des Rasierens ließ Rasierseife wieder aus der Versenkung auftauchen. Die altbekannten Hersteller von damals gibt es auch heute noch.

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Wie verwendet man Rasierseife?

Rasierseife unterscheidet sich von Rasiergel bzw. Schaum vor allem darin, dass ein Rasierpinsel nötig ist und das Aufschäumen einige Zeit in Anspruch nimmt. Das bloße Aufschäumen mit den Händen ist leider nicht möglich (mit einer Ausnahme, aber dazu später mehr). Daran sieht man bereits, warum die Männer von damals keine Lust mehr auf Rasierseife hatten.

Im Folgenden möchte ich Dir die typische Anwendung von Rasierseife etwas näher bringen.

  • 1. Seife öffnen, Rasierpinsel anfeuchten
    Rasierseife befindet sich normalerweise in einem sogenannten Tiegel. Das ist ein Behältnis, das aus verschiedensten Materialien bestehen kann. Zunächst einmal wird der Deckel dieses Gefäßes abgenommen und der Rasierpinsel mit warmem Wasser angefeuchtet. Es kann nicht schaden, den Pinsel für 1 bis 2 Minuten im Wasser einzuweichen.
  • 2. Poren öffnen
    Noch besser bereitet Rasierseife Deine Barthaare auf die Rasur vor, wenn Du Deine Gesichtsporen zuvor mit heißem Wasser geöffnet hast. Das kann wahlweise über eine heiße Dusche oder das Auflegen eines heißen Handtuchs geschehen.
  • 3. Schaum vorbereiten
    Nun nimmst Du den aufgeweichten Rasierpinsel zur Hand und reibst ihn mit kreisförmigen Bewegungen über die Rasierseife. So entsteht ein erster Schaum, der allerdings noch recht flüssig und nicht fest ist. Diesen Schaum gibst Du nach etwa 30 Sekunden des Aufschäumens in eine weitere Schale. Das wiederholst Du jetzt 2 bis 3 Mal bis sich genügend Schaum angesammelt hat.
  • 4. Aufschäumen
    Jetzt wiederholst Du die kreisenden Bewegungen mit dem Pinsel in der Auffangschale, in der sich der vorbereitete Schaum befindet. Wenn der Schaum fest ist und steif bleibt, kannst Du ihn endlich auf Dein Gesicht auftragen und kurze Zeit später mit der Rasur beginnen.
  • 5. Tiegel reinigen
    Beim Tiegel reicht es aus, wenn Du die Ränder grob saubermachst. Die Schaumreste kannst Du im Tiegel lassen. Sie zerfallen mit der Zeit, sodass Du sie bei der nächsten Rasur einfach wieder mit aufschäumen kannst.

Hast Du alles richtig gemacht, ist der produzierte Schaum deutlich hochwertiger als das, was Du üblicherweise vom Rasierschaum aus dem Discounter kennst.

Nimm Dir Zeit, übe ein wenig und sieh die Rasur als ein meditatives Ritual an. Dann wirst Du die Rasierseife zu schätzen lernen. Übung macht hier den Meister. Bei Profis dauert der hier beschriebene Vorgang insgesamt nur 1 bis 2 Minuten.

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Vor- und Nachteile

Rasierseife bietet Dir viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Letztendlich musst Du selbst abschätzen, ob sich der Aufwand für Dich lohnt.

  • Sehr sparsam und ergiebig
  • Oldschool-Feeling
  • Entschleunigung des Alltags
  • Zeitaufwendiger
  • Enthält oft pflanzliche Inhaltsstoffe
  • Weniger Chemie enthalten (zum Beispiel: Treibgas)
  • Umweltschonend (weniger Abfall, weniger Ressourcenverbrauch)
  • Stabiler und cremiger als herkömmliche Rasierschaum

Welche Arten von Rasierseife gibt es?

Harte Rasierseife

Harte Rasierseife befindet sich in einem Tiegel und muss mit einem feuchten Rasierpinsel aufgeschäumt werden. Das Aufschäumen erfolgt entweder direkt im Tiegel, oder aber, Du hobelst kleine Stücke der Seife ab und schäumst diese auf.

Weiche Rasierseife

Weiche Seife ist nicht ganz so fest, sondern eher cremeartig. Hier fällt das Aufschäumen mit dem Rasierpinsel deutlich leichter und geht schneller vonstatten.

Rasiercreme

Rasiercreme befindet sich üblicherweise in einer Tube und nicht im Tiegel. Einen Rasierpinsel brauchst Du hier ausnahmsweise nicht. Du kannst die Creme direkt mit Deinen Händen im Gesicht auftragen und dort aufschäumen.

Rasierstift

Der Rasierstift sieht aus wie ein Lippenstift oder ein Klebestift, wie Du ihn vielleicht noch aus der Schule kennst. Mit dem Rasierstift trägst Du die Seife direkt auf Dein Gesicht auf, verteilst sie dort mit Deinen Händen und schäumst sie schlussendlich mit einem Rasierpinsel im Gesicht auf.

Achtung: Verwechsle diesen Rasierstift nicht mit dem Alaunstift. Diesen bezeichne ich auf meiner Seite gelegentlich auch als Rasierstift, allerdings handelt es sich dabei um einen Blutstiller gegen Rasurbrand.

Geschichte der Rasierseife

Die Firma Williams stellt in den USA seit dem Jahr 1840 Rasierseife kommerziell für die breite Masse her. Vorher mussten Apotheker die Seife in einem aufwendigen Prozess selbst herstellen. Das Ergebnis waren dabei nur sehr geringe Stückzahlen. Somit war sie nur dem Adel bzw. sehr reichen Menschen vorbehalten.

Der erste fertige Rasierschaum, wie wir ihn heute aus dem Supermarkt kennen, kam in den USA im Jahr 1949 auf den Markt. Seitdem verschwand die Rasierseife mit einer massiven Geschwindigkeit vom Markt. Heutzutage handelt es sich nur noch um ein Nischenprodukt für Liebhaber.

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